(Un-) heilige Inkrimisition: die Selbstanzeige des Jan Hellstern aus Berlin

Offenbar hat der in die Öffentlichkeit geratene Fall des bekannten Münchner Fußball- und Würstchenmanagers das Thema „Selbstanzeige“ salonfähig gemacht. Denn auch mich erreichen die ersten Selbstanzeigen von Schreibtischtätern, die mit einem vollumfänglichen Geständnis auf die Milde der (un)heiligen Inkrimisition hoffen. Inkrimiwas …?

In einer neuen Rubrik meines Blogs verfolge ich als Großinkrimitor Kriminalinski Fälle von schreibtischtätiger Häresie. Mein Paladin Claudius Cardinale-Rafffinger führt mir die Beschuldigten vor. In einer peinlichen Befragung bekommt der Angeklagte die Möglichkeit, sich zu seinen Taten zu äußern. Lesen wir doch gleich mal in unseren allerersten Fall rein …

Dichter Nebel umhüllte die kaiserliche Pfalz zu Kaiserswerth bei Düsseldorf, die ich als Großinkrimitor für den Ketzerprozess ausgewählt hatte. Mein Paladin, der immer etwas kränklich wirkende und vom Herrn mit einer markanten Fistelstimme gesegnte Claudius Cardinale-Rafffinger, führte den Angeklagten vor.

„Eure Krimichkeit“, damit meinte mein Paladin mich, „ich führe Euch nun den Angeklagten vor!“

Sagte ich das nicht bereits? Wenn mein Paladin doch nur einmal so helle wäre wie seine Stimme. Nun ja, er hatte sein Alter erreicht und war vor kurzem vom Stuhl Chandlers gestiegen, solange er es noch selber in den Füßen hatte. Und Cardinale-Rafffinger tat gut daran, denn ich hatte die Armbrust bereits gespannt. So ließ ich Seine Schluffrichkeit noch weiter in meinen Diensten und übertrug ihm die Aufgaben des Angeklagtenvorführers. Da ich noch zu einer Krimilesung musste, drang ich auf rasche Prozessdurchführung.

„Wessen beschuldigt man ihn?“

„Er hat ein Buch geschrieben, aber schleeeeecht …“ Cardinale-Rafffinger schlurfte von dannen, was er an dieser Stelle immer tat.

„Angeklagter! Wie ist dein Name?“

Jan Hellstern„, sagte Jan Hellstern.

„Und wie heißt dein Buch, Jan Hellstern?“

Ich wusste, spätestens bei dieser Frage setzte bei den meißten Vorgeführten das Heulen und Zähneklappern ein. Bei Jan Hellstern war ich mir aber nicht sicher, denn mein Paladin hantierte so laut mit den Folterinstrumenten, dass das auch das Klappern hatte sein können.

Kinder des Bösen„, antwortete der Beschuldigte.

Ich lies den Paladin einige Zeugenaussagen vorlesen, nachdem dieser den Angeklagten auf den Stuhl der Wahrheit geschnallt hatte. Die glühende Zange zum Ziehen der Fingernägel lag schon bereit, als Claudius mit zittriger Stimme zu lesen begann:

‚Mit Kinder des Bösen ist dem deutschen Autor Jan Hellstern ein spannender, dicht erzählter Debütroman gelungen, der sich in keine eindeutige Schublade stecken lässt. Er reiht sich in die Tradition der fantastischen Prager Romane eines Gustav Meyrink oder Leo Perutz ein. Die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Dem Offensichtlichen liegt Düsteres und Magisches zugrunde.‘

Ich dachte, ich höre nicht richtig.

„Wer schreibt das?“, frug ich meinen Paladin.

Die Presse, Eure Grimmigkeit!“, antwortete dieser und ergänzte, während er in den Unterlagen wühlte: „In Augusto im Jahre des Herrn 2012, wenn ich nicht irre.“

Ich sah den Beschuldigten böse an. Sehr böse.

„Lasst noch einen weiteren Zeugen sprechen, Raffi!“ Und ich guckte noch viel böser.

‚Irgendwo zwischen Mystik und Krimi liegt dieser Roman. Eine große Geschichte auf nur gut 300 Seiten – andere Autoren würden 200 mehr benötigen, um das Auszudrücken, was Jan Hellstern auf den Punkt bringt. Keine Information zu wenig, kein Wort zu viel. In Lehrgängen für Kreatives Schreiben versucht man zu vermitteln, dass die Bilder nicht beschrieben sondern gezeigt werden sollen. Das ist hier mehr als gelungen. Während des Lesens hatte ich nicht das Gefühl, in meinem Sessel zu sitzen, sondern vom Protagonisten an die Hand genommen durch das Buch zu spazieren. Großes Kompliment für so ein Debüt und bitte bald mehr von diesem Autor!‘

„Sagt wer?“ Ich wurde langsam ungehalten.

Divchen„, so mein Paladin. Ich rief ihn näher zu mir ran.

„Wenn wir nicht langsam etwas richtig Belastendes finden, kannst du deine Zängelchen und Nägelchen wieder einpacken, du Tunichtgut.“

„Wir könnten sagen, er könne nicht gut lesen …“

„Sehr gut, Raffi. Haben wir dafür einen Beweis?“

Mein Paladin grinste diabolisch, klappte das inkrimitorische Laptop auf und drückte wild auf irgendwelchen Tasten herum. Endlich kam das belastende Beweisstück.

Mir verschlug es schier die Sprache. Der Kerl konnte lesen. Flüssig, ohne zu stottern. Und mit Betonung. Besser konnten es die Sprecher der Tagesschau auch nicht. Es half nichts: alle Finger mussten dran bleiben und Claudius Cardinale-Rafffinger musste seine Folterinstrument ungebraucht wegpacken. Nachdem er Jan Hellstern vom Stuhl der Wahrheit wieder losgeschnallt hatte, rief ich diesen heran.

„Du hast großes Glück gehabt, Schreiberling!“ Und ich guckte ihn sehr böse dabei an. „Heute konnten wir dich der Schlechtschreiberei nicht überführen. Aber sei gewiss: wir und die Leser haben dich im Okular. Hast du zum guten Abschluss noch etwas zu sagen?“

Jan Hellsterns Antwort ließ mir den Speichel im Munde zu einem reißenden Flusse werden:

„In Zusammenarbeit mit dem Kein&Aber Verlag verlose ich rechtzeitig zur Eröffnung der Grillsaison drei private Lesungen zu meinem Roman KINDER DES BÖSEN. Sollte das für Dich oder Deine Leser interessant sein, würde ich mich über eine Veröffentlichung der Aktion auf Deinem Blog sehr freuen! Genauere Angaben zu dem Event findest Du auf dem angehängten jpg. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.“

Grill_thrill

Soweit die Schilderung der allerersten (un-) heiligen Inkrimisition. Ich bedanke mich sehr bei Jan Hellstern für seine Kontaktaufnahme und muss sagen: Deine „Grill-Thrill-Lesung“, lieber Jan, finde ich richtig gut! Davon berichte ich doch sehr gerne !

An die Leser meines Blogs und die Interessierten gerichtet: Auf das Bild klicken, um zu erfahren, wie ihr in den Genuss der „Grill-Thrill-Lesung“ kommt. Viel Glück!

Im Verhör: Horst Eckert

Schlag gegen Camorra-Clan

Italienische Polizei nimmt Mafia-Größe fest

Palermo (…) So oder so ähnlich würde ein Zeitungsbericht in Italien anfangen, wenn man dort über die Ergreifung eines kriminellen Schwergewichts berichten müsste. Und so könnte auch die Überschrift zu diesem Artikel lauten, denn wir haben heute keinen geringeren als Horst Eckert – Syndikats-Größe aus Düsseldorf – „zu Gast“!

Und weil ich die große Ehre habe, zusammen mit Horst Eckert in der Anthologie „Düsseldorf linksrheinisch“ (Verlag edition oberkassel, Düsseldorf) vertreten zu sein, müssen natürlich die beiden Düsseldorfer Ermittler aus „Der Tod der alten Dame“ – Jo Brunner und Frank Nowak – den hiesigen Schreibtischtäter verhören. Dabei gibt es keinen linksrheinischen Klüngel, die Fragen der Kommissare sind mal wieder knallhart und die Luft im Vernehmungsraum ist zum Schneiden dick (raucht Hauptkommissar Brunner eigentlich? Hm, ich glaube, da war ich noch nicht festgelegt. Bei diesem Verhör raucht er jedenfalls …).

Horst EckertJo Brunner: Herr Eckert, in der Schreibtischtäter-Szene sind Sie alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Dennoch: erzählen Sie uns etwas über sich!

Horst Eckert: Lieber erzähle ich Kriminalromane. Die sind spannender. All meine Verbrechen finden Sie zwischen den Buchdeckeln.

Fängt ja schon gut an, denkt Brunner, und haut sich eine Reval aus der verbeulten Packung.

Frank Nowak: Die Liste Ihrer „Taten“ ist lang. Wollen Sie nicht reinen Tisch machen?

Horst Eckert: Ich gestehe, elf Romane gehen auf mein Konto, zuletzt „Schwarzer Schwan“. Der zwölfte ist gerade vollendet und erscheint Ende September bei Wunderlich. Der Titel lautet „Schwarzlicht“ und der Inhalt … ist noch geheim. Lassen Sie sich überraschen. Oder sammeln Sie Indizien auf meiner Homepage, wo ich gelegentlich Spuren hinterlasse.

Frank Nowak (greift zum Asthmaspray): Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine „Tat“ planen?

Horst Eckert: Ich überlege mir eine Figur, die interessante Probleme meistern muss. Dann einen Kriminalfall, der dazu passt. Da werden Zettel vollgekritzelt, Karteikarten, ich lege Dateien zu meinen Figuren an, und wenn ich das Gefühl habe, dass die Geschichte steht, schreibe ich los.

Jo Brunner (hüstelt): Was ist das Besondere an Ihrer „Masche“?

Horst Eckert: Für mich ist – im Unterschied zu vielen Kollegen – Mord keine lustige Unterhaltung, sondern ein Beweis dafür, dass das Böse in uns steckt. Beim Schreiben möchte ich anhand meiner Figuren erforschen, wie wir Menschen ticken, was extreme Situationen aus uns machen können und wie wir uns darin verhalten. Dabei gibt mir das wahre Leben die besten Anregungen. In „Schwarzlicht“ ist das Mordopfer ein Ministerpräsident und trägt Züge von Uwe Barschel oder Christian Wulff. Mein Ermittler heißt Vincent Veih, er ist 43 Jahre alt, leidet aber immer noch darunter, dass ihn seine Mutter mit sieben Jahren zu Freunden abschob, weil sie lieber zur RAF in den Untergrund ging, als sich um ihren Sohn zu kümmern. Vincent ist schließlich Polizist geworden wie sein Großvater, bei dem er aufwuchs und gegen dessen autoritäre Art er in seiner Jugend rebellierte. Vincent Veih ist ein Kommissar, der hinterfragt, ob alles richtig ist, was er tut, und mit diesem Hinterfragen eckt er an, bei Vorgesetzten und Kollegen. Das alles macht ihn für mich so spannend. Auf diese Weise entstehen Geschichten, die komplex sind und voller Wendungen – wie das Leben. Und am Ende ist zwar der Kriminalfall gelöst, aber das Böse nicht aus der Welt geschafft, weil das vermutlich nie möglich sein wird. Für mich ist das jedoch keine Masche, sondern eine Frage der Wahrhaftigkeit.

Jo Brunner: Was war Ihr bislang größter Coup als Schreibtischtäter? Oder kommt der noch?

Horst Eckert: Woran misst man einen Coup? Einige Bücher haben sich besser verkauft als andere, einige haben renommierte Auszeichnungen erhalten, sind übersetzt worden oder bekommen – wie „Schwarzer Schwan“ bei Amazon – Fünfsternekritiken. Nein, der größte Coup ist für mich immer das Buch, das ich gerade beendet habe. Denn es steckt voller Herzblut. Und wenn Sie im Herbst „Schwarzlicht“ lesen, brüte ich bereits über der nächsten Tat.

Jo Brunner: Letzte Frage, Herr Eckert: Sie dürfen 3 Bücher mit in die „einsame Zelle“ nehmen. Welche wären das?

Horst Eckert: Die Schwarze Dahlie“ von James Ellroy, „Tage der Toten“ von Don Winslow und – kein Krimi – „Sabbaths Theater“ von Philip Roth. Aber ich hoffe, der Knast hat eine Bücherei, denn schon bald wären drei Bücher viel zu wenig!

Jo Brunner: Okay, Herr Eckert, ich denke, wir haben genug gehört. Das wird für eine Beurteilung als „Schwergewicht“ in der Krimiszene reichen. Ihnen blüht sicher „lebenslänglich“. Todsicher.

* * *

Kriminalinski: Der Meinung bin ich auch! Wir alle freuen uns, hoffentlich „lebenslänglich“ spannende Krimis aus der Feder von Horst Eckert lesen zu dürfen. Herzlichen Dank für dieses Verhör, lieber Horst! Wir freuen uns auf deinen neuen Krimi „Schwarzlicht“!

Übrigens: Horst Eckert musste frei gelassen werden. Aber die Kommissare sind ihm weiter auf der Spur. Todsicher!

Im Verhör: Elke Schwab

ElkeSchwabCopyRightElke Schwab ist etwas Großartiges gelungen: sie hat mit einem E-Book-Bestseller einen Verlag gefunden, der ihre Bücher druckt! Davon träumen viele Autorinnen und Autoren – nicht nur im Saarland, von dem Elke übrigens sagt, dass es dort „beschaulich, gemütlich und sicher“ ist.

Sicher?

Todsicher nicht, denn wenn man an Saarland und Krimis denkt, so stößt man unweigerlich auf Spuren von Elke Schwab. Das Saarland ist Elkes Revier und beinah jede literarische Leiche geht durch ihre Hände. Grund genug, die Bestellerautorin zum „Verhör“ zu bestellen.

Elke Schwab gegenüber saß Leo Falk, mein fiktiver Ermittler aus dem Kurzkrimi „Protokoll eines perfekten Verbrechens“, mit dem ich 2013 für den Agatha-Christie-Krimipreis nominiert war.

* * *

Leo Falk: Frau Schwab, in der Schreibtischtäter-Szene sind Sie alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Dennoch: erzählen Sie uns etwas über sich!

Elke Schwab: Ich bin im Saarland geboren und aufgewachsen. Zufällig bin ich auch bekennende Liebhaberin dieses kleinen Bundeslandes. Dort lebt es sich beschaulich, gemütlich und sicher. Als ewige Abenteuererin war es mir vor etwa 12 Jahren ein Bedürfnis, das friedliche Saarland zum (fiktiven) Schauplatz von Verbrechen zu machen, damit der Blutdruck der Saarländer ansteigt und es endlich mit der Ruhe vorbei ist. Zu meiner großen Überraschung konnte ich damit die Bevölkerung begeistern. Sie haben meine Taten gelobt und mich dazu animiert, weitere zu begehen. Also bleibe ich Schreibtisch-Täterin – und das mit Leib und Seele.

Leo Falk: Die Liste Ihrer „Taten“ ist lang. Wollen Sie nicht reinen Tisch machen?

Elke Schwab: Mein erstes Buch habe ich im Jahr 2000 veröffentlicht. Das war ein rasanter, spannender Thriller mit den beiden Kommissaren Lukas Baccus und Theo Borg und hatte den Titel „Tödliche Besessenheit“. Dann folgten acht Krimis aus der Reihe mit Norbert Kullmann, Hauptkommissar a.D. und Anke Deister. Doch wie es der Zufall wollte, bekam ich im Jahr 2010 den Auftrag zum Mord! Das war genau mein Ding! Ich sollte einen Krimi für ein Ebook schreiben. Also erweckte ich Lukas Baccus und Theo Borg wieder zum Leben und ließ sie einen äußerst spektakulären Fall aufklären. Darin treffen Körperteile eines Unbekannten in Postpaketen auf der Polizeidienstelle in Saarbrücken ein. Baccus und Borg müssen zuerst einmal das Opfer identifizieren. Gleichzeitig beginnt einen Wettlauf mit der Zeit, denn das Opfer hat noch gelebt, als die Teile amputiert worden sind.

Dieses Ebook wurde so erfolgreich, dass es zwei Monate lang auf der Ebook-Bestsellerliste auf Platz 1 war. Dadurch wurde ein Verlag auf mich aufmerksam – der Solibro-Verlag  – und machte aus dem elektronischen Buch ein gedrucktes Buch mit dem Titel „Mörderisches Puzzle“. Jetzt bleiben Lukas Baccus und Theo Borg im Einsatz. Sie ermitteln fleißig weiter im mörderisch gefährlichen Saarland. Im Februar 2013 kam „Eisige Rache“ auf den Markt. Und der nächste Krimi ist schon in Arbeit. Auch da ermitteln Baccus und Borg – dieses Mal im größten Landschaftspark der Landeshauptstadt Saarbrücken, im „Deutsch-Französischen Garten“.

Leo Falk: Sie sollen ja vorwiegend im Saarland aktiv sein. Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine „Tat“ planen?

Elke Schwab: Obwohl das Saarland ein kleines Bundesland ist, mache ich dort immer wieder neue Entdeckungen. Das zeigt, wie vielseitig und geheimnisvoll es hier ist. Das regt meine Fantasie an, denn die örtlichen Begebenheiten bieten sich zu spannenden Krimis regelrecht an. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich so gerne meine Krimis im Saarland ansiedele. Ich kenne nämlich inzwischen einige „Täter/-innen“ aus anderen Regionen und das hat mich dazu bewogen, auch das Saarland als kriminelles Pflaster deutschlandweit bekannter zu machen. Bisher war ich auf mehreren „Kriminellen Vereinigungen“ wie zum Beispiel dem „Syndikat“ und den „Mörderischen Schwestern“ und habe dabei festgestellt, dass das Saarland in der Statistik der (fiktiven) Kriminalität noch viel zu weit hinten liegt. Das möchte ich ändern. Mir liegt sehr daran, die gefährlichen Abgründe der Saarländer mehr in den Blickpunkt Deutschlands zu rücken, damit keiner mehr denkt, wir würden nur gut essen. Oh nein! Der Saarländer muss gut essen, um stark genug zu sein, den gefährlichen Mördern, Henkern und Psychopathen aus meinen Krimis trotzen zu können.

Manchmal schaffe ich es, in einem Jahr zweimal zur Tat zu schreiten, das heißt, zwei Krimis zu schreiben. Jedoch, bevor diese Krimis an den Verlag geschickt werden, lasse ich sie von sogenannten Mittätern/-innen – Beta-Lesern/-innen – auf Herz und Nieren prüfen. Die geben mir auch immer gute Alibis für meine Taten – besser gesagt ihre Kritik zu meinem Werk, damit ich es nochmal überarbeiten kann.

Leo Falk: Haben Sie andere Täter als Vorbild?

Elke Schwab: Ich schaue zu Elisabeth George auf. Sie ist auch der Auslöser dafür, dass ich heute selbst Krimis schreibe. Ihre Werke haben mich nachhaltig fasziniert, dass ich nicht mehr davon loslassen konnte und es irgendwann auch selbst mal mit einem Krimi versuchen wollte. Ansonsten lese ich gern Petra Hammesfahr, die einen äußerst interessanten Erzählstil hat, ebenso wie Sebastian Fitzek. Und immer wieder lese ich gerne Krimis von meinen „kriminellen“ Kolleginnen, den „Mörderischen Schwestern“. Dort gibt es echte Perlen zu entdecken – mal als kleiner Geheimtipp!

Leo Falk: Was war Ihr bislang größter Coup als Schreibtischtäter? Oder kommt der noch?

Elke Schwab: Mein erster großer Coup war das Ebook, das monatelang auf Platz 1 der Ebook-Bestsellerlisten stand und das daraufhin die Aufmerksamkeit eines Verlages auf sich gezogen hat und zu einem Buch wurde.

Mein zweiter großer Coup war der „Saarländische Krimi-Autorenpreis“. In diesem Jahr wurden zum ersten Mal Autorenpreise im Saarland verliehen und ich war die Gewinnerin in der Kategorie Krimi. Das hat mein Herz natürlich höher schlagen lassen.

Und jetzt gestehe ich, dass ich auf einen Coup im Stillen hoffe: Ich wünsche mir, dass der Solibro-Verlag mein Erstlingswerk „Tödliche Besessenheit“ mit Lukas Baccus und Theo Borg neu verlegt! Das wäre der Oberhammer. Denn das ursprüngliche Buch gibt es nicht mehr. Und das Ebook wird jetzt auch vom Markt genommen. Aber viele Leser fragen danach. Außerdem würde ich dieses „erstgeborene Kind“ nicht gerne sterben lassen.

Leo Falk: Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie Schreibtischtäterin sind?

Elke Schwab: Zum Positiven! Ich kann mir die Arbeitszeiten selbst einteilen, arbeite allein, keiner sagt mir, was ich zu tun habe, weil ich das selbst am besten weiß. Am kreativsten bin ich in der finsteren Nacht, weil ich die Dunkelheit und die Einsamkeit liebe. Und meinem Drang zur Wiederholungstäterin kann ich nicht wiederstehen. Ich muss meucheln … das bedeutet, dass es noch weitere Krimis von mir geben wird.

Leo Falk: Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie zu Unrecht hier sitzen und wieder frei kämen: Wo würden Sie uns als nächstes wieder über den Weg laufen, Frau Schwab?

Elke Schwab: Mein nächste Lesung findet hier statt:

24. April 2013
Lesung aus „Eisige Rache“
in der
Bibliothek auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld
Gebäude 9922
Campusallee
55768 Hoppstädten-Weiersbach
Beginn der Veranstaltung: 17.00 Uhr
Der Eintritt ist frei

Sollten noch weitere Termine folgen, kann man das auf meiner Homepage unter „Termine“ nachsehen.

Ansonsten könnte ich Ihnen im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken über den Weg laufen, weil ich gerade dort – im Geheimen natürlich – mörderisch zuschlage (auf dem PC)

Leo Falk: Okay, Frau Schwab, ich denke, wir haben genug gehört. Das wird für eine Beurteilung als „Schwergewicht“ in der Krimiszene reichen. Ihnen blüht sicher „lebenslänglich“. Todsicher.

* * *

Kriminalinski: Der Meinung bin ich auch! Wir alle freuen uns, hoffentlich „lebenslänglich“ spannende Krimis aus der Feder von Elke Schwab lesen zu dürfen. Herzlichen Dank für dieses Verhör liebe Elke und viel Erfolg mit deinen nächsten Projekten!

The Next Big Thing Blog Hop

„The Next Big Thing Blog Hop“ (TNBTBH) ist eine internationale Aktion, bei der Autoren erzählen, an welchem Buch sie gerade arbeiten. Im Rahmen eines Interviews beantworten sie immer dieselben Fragen und veröffentlichen es in ihrem Blog. Die Autoren stellen darüber hinaus die Person vor, die sie zur Teilnahme eingeladen hat und erwähnen die Autoren, die als Nächste die Fragen beantworten werden.

Klaus Stickelbroeck hat mich auf dieses Projekt aufmerksam gemacht, nachdem ich ihn für mein Autoren-Blog interviewt hatte. Gar nicht wahr, nicht ich habe ihn interviewt, sondern meine fiktiven Ermittler. Und ein Interview war das auch nicht, sondern ein Verhör. Na, jedenfalls kenne ich den Krimikönig vom Niederrhein schon eine ganze Weile. Ich liebe die Schreibe von Stickel und bin großer Fan von Hartmann, seinem Protagonisten. Darüber hinaus bin ich großer Fan der Krimi-Cops, da mischt Klaus Stickelbroeck nämlich auch mit. Ganz besonders freue ich mich über gemeinsame Krimilesungen – zusammen mit Klaus und mit den Cops. Die Lesungen waren herrlich, witzig und zum Teil schwarz-humorig. Wir waren einem Blutleserausch verfallen. Und nach den mörderischen „Taten“ haben wir noch kräftig gefeiert, das können die Cops nämlich auch sehr gut. Todsicher.

Vielen Dank, lieber Klaus, für die Einladung zum TNBTBH! Hier meine Antworten:

Was ist der Arbeitstitel Ihres Buchs?
Fängt ja schon gut an … Im Kopf bin ich mit dem aktuellen Buchprojekt schon weiter, allerdings fehlt tatsächlich noch der Arbeitstitel. Okay, dann lege ich den Arbeitstitel jetzt fest: KÖNIGSMORD.

Woher kam die Idee für das Buch?
Wie so häufig bei mir, kommen die Ideen bei der Runde mit dem Hunde. Muss wohl an der frischen Luft liegen, die dabei ins Gehirn strömt. Da Milka, meine braune Labrador-Hündin, gerne lange Runden dreht, hatte ich eines schönen Tags viel Zeit, mir die Idee zu „Königsmord“ im Kopf zurecht zu legen. Ich musste mich dann beeilen, nach Hause zu kommen, um sie rasch aufzuschreiben. Hat geklappt, Exposé zum – im Übrigen Debut-Kriminalroman – steht!

Unter welches Genre fällt Ihr Buch?
„Königsmord“ wird ein humorvoller, spannender Kriminalroman.

Wie lautet die Ein-Satz-Zusammenfassung Ihres Buches?
Oft zu Unrecht unterschätzter Dorfpolizist löst perfiden Mordfall im kommunalen Politik-Milieu.

Welche Schauspieler sollten Ihre Charaktere in einer Filmumsetzung spielen?
Die Figur des unterschätzten Dorf-Cops Hendrik „Pommes“ Willen würde ich Hinnerk Schönemann, bekannt z. B. aus dem tollen TV-Krimi „Mörderische Erpressung“, spielen lassen. Dann gibt es die Figur der „Dausen-Dörte“ – Cloppenburgs letzte unabhängige Hure im Doppel-D-Format. Die würde ich mit Michaela Schaffrath besetzen, die hat als „Gina Wild“ ja eine Menge TV-Erfahrung gesammelt und wäre jetzt reif für eine seriöse Rolle. Dann bräuchte ich unbedingt noch einen niedersächsischen Kommunalpolitiker mit Ambitionen für ganz nach Oben. Ganz Oben … Hm, ob ich da mal Christan Wulff ansprechen sollte?

Werden Sie Ihr Buch selbst verlegen oder wird es vertreten durch einen Agenten?
Das Buch erscheint im edition oberkassel Verlag im Rahmen einer Ebook-Krimireihe. Todsicher.

Wie lange haben Sie gebraucht, um den ersten Entwurf Ihres Manuskripts zu schreiben?
Ein Manuskript habe ich noch nicht. Kommt, todsicher …

Welche anderen Bücher würden Sie mit Ihrem Genre vergleichen?
Flotte und witzige Regionalkrimis, die nie Klamauk sind und die gerne mal einen Ausflug ins Hardboiled-Genre wagen.

Was sonst über Ihr Buch könnte das Interesse des Lesers wecken?
Ich suche in Cloppenburg nach V-Leuten und Mittätern. Da ich die Krimis der Wi(e)der-Willen-Reihe zwar in Cloppenburg spielen lasse, selbst aber im fernen Rheinland wohne, fällt es mir schwer, den Lokalkolorit aufzusaugen. Gelegentliche Besuche bei Freunden helfen da nicht weiter. Daher habe ich die Cloppenburger Pommes-Willen-Fans gebeten, mir ihre Ideen für Tatorte, Fundorte und lokalen Verstrickungen zu nennen. Eine Zeitung und ein Webportal in Cloppenburg unterstützen mich bei diesem Vorhaben und es sind schon einige gute Ideen eingetroffen. Die besten Ideen finden Erwähnung im Krimi und unter allen Einsendern verlose ich ein E-Book von „Königsmord“. Ich bin sicher: die V-Leute wollen wissen, ob ich ihre Idee eingebaut habe! Darüber hinaus haben wir für dieses Jahr die 2. Cloppenburger Kriminacht terminiert (13.09.2013) – da stelle ich den neuen Pommes-Willen-Krimi erstmals vor. Übrigens sind auch dieses Jahr die Krimi-Cops wieder dabei. Todsicher.

Möchten Sie andere Autoren für das Interview nominieren?
Oh ja, sehr gerne, und zwar:

Barbara Steuten

Barbara und ich sind in einer Neusser Autorengruppe aktiv. Wir unterstützen uns gegenseitig als Testleser. Bislang ist Barbara als Autorin von zum Teil preisgekrönten Kurzgeschichten bekannt. Im Rhein-Kreis Neuss gehört sie zum Who-is-Who unter den Autorinnen und Autoren. Ich weiß, dass sie im Moment an ihrem ersten Roman arbeitet. Ich bin sehr gespannt, auf diesem Wege etwas darüber zu erfahren.

Jürgen Flenker

Den Jürgen kenne ich erst seit Kurzem, seit er seinen Debut-Krimi fertiggestellt hat. Der erscheint im edition oberkassel Verlag – Jürgen und icke sind also Verlagskollegen. Ich hatte das große Vergnügen, Teile seines ersten Krimis („Ebers Ende“) im Vorfeld lesen zu dürfen. Und was soll ich sagen? Klasse, einfach klasse. Es ist auch ein Regionalkrimi (Münster), der ohne großes Blutvergießen auskommt. Da ich auch weiterhin Krimis aus der Feder von Jürgen Flenker lesen möchte und auch möchte, dass dies auch andere tun, frage ich Jürgen für dieses Interview an. So MUSS er quasi einen Folgekrimi bringen …

Im Verhör: Kerstin Lange

Mit Kerstin Lange sitzt eine mir sehr liebe Mittäterin im Verhör. Wir sind Komplizen und haben uns schon einige Male für gemeinsame Taten verantworten müssen. Meist im Rhein-Kreis Neuss, vor unserer Haustür, mal im kleineren, mal im größeren Kreise.

Foto (c) Carina Faust

Foto (c) Carina Faust

Kerstin ist eine überaus freundliche Schreibtischtäterin. Sie kann aber auch eiskalt und tödlich sein. Es macht Spaß ihr zuzuhören, wie sie meist mit einem Lächeln im Gesicht ihre teilweise bitterbösen, immer spannenden und hin und wieder auch ironischen Kurzkrimis vorträgt. Herrlich, todsicher!

Aufgrund der regionalen Nähe führen das Verhör die fiktiven Düsseldorfer Kommissare Jo Brunner (KHK) und Frank Nowak (KK) aus „Der Tod der alten Dame“ (auch in der Anthologie „Düsseldorf linksrheinisch“ und in „Todsicher“ bei edition oberkassel erschienen).

Jo Brunner: Frau Lange, in der Schreibtischtäter-Szene sind Sie alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Dennoch: erzählen Sie uns etwas über sich!

Kerstin Lange: Eigentlich bin ich ganz harmlos: Verheiratet, Mutter, Hundebesitzerin und seit zwei Jahren Großmutter, also Oma (bitte nicht Omma!). Bin Im Oberbergischen geboren, habe jahrelang im Sauerland gelebt, bin zurück ins Oberbergische und dann an den Niederrhein gezogen. Das ist meine private Seite. Beruflich bin ich einen ganz geraden Weg gegangen und habe einen kaufmännischen Beruf erlernt. Etwas ganz Solides mit klaren Strukturen und vielen Zahlen. Irgendwann wollte ich etwas tun, bei dem ich das Gefühl habe: „Das ist meins!“. Beim Schreiben kam das Gefühl auf.

Frank Nowak: Die Liste Ihrer „Taten“ ist lang. Wollen Sie nicht reinen Tisch machen?

Kerstin Lange: Angefangen hat alles mit meiner ersten veröffentlichten Kurzgeschichte. „Treffpunkt Gänsemännchenbrunnen“ – eine Auftragsarbeit für die Anthologie „Nürnberger Morde“ (2009). Eine Geschichte, die ich immer noch sehr gerne mag. Das ist nicht bei allen meiner Arbeiten der Fall. (lach) Ich habe mal gezählt: Mittlerweile sind es über 50 Kurzgeschichten, die ich geschrieben habe und die veröffentlicht wurden. Mein erster Kriminalroman folgte 2011 „Schattenspiel in Moll“, 2012 kam das Krimikochbuch: „Aufgetischt und abserviert“. Beide Bücher spielen im Rhein-Kreis Neuss. Mein drittes Buch erscheint im Sommer. Ort der Handlung ist wieder Neuss und Düsseldorf. Darin geht es u.a. um Kunstfälschungen. Aber auch um einen Frauenmörder … und natürlich sind der Journalist Konstantin Degen und die Kommissare Obermeier und Wurm wieder mit von der Partie. 2012 bin auch zum ersten Mal als Mitherausgeberin einer Anthologie tätig geworden. Die Organisatorin und Veranstalterin des Nürnberger Autorentreffs Ursula Schmid-Spreer hatte zum 10. Jahrestag des Treffens eine Ausschreibung ins Leben gerufen. Es gab Vorgaben, die in der Geschichte oder Gedicht verarbeitet werden mussten: Nürnberg, die Zahl 10 und Frühling. Es war eine neue Herausforderung, die viel Spaß gemacht hat. Alle Geschichten lesen (um die 150 waren es), auswählen, welche man letztendlich nimmt. Ursula Schmid-Spreer und ich haben die Geschichten aufgeteilt und getrennt mit den Autoren an ihren Texten gearbeitet. Das schönste Kompliment war für mich eine Dankesmail einer Autorin, mit der ich viel Kontakt hatte. Sie meinte, dass ihre Geschichte durch meine Anmerkungen gewonnen habe, ohne dass ich ihren Stil verändert hätte. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn es zeigt, dass ich es richtig gemacht habe. Das Buch ist jetzt im Handel erschienen: Schreibaffären .

Frank Nowak: Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine „Tat“ planen? Gibt es so etwas wie ein Ritual?

Kerstin Lange: Ja, das ist tatsächlich schwierig und manchmal etwas schizophren. Es gibt Kurzkrimis, die sind im Kopf. Da genügt ein kleiner Impuls und es entwickelt sich eine Geschichte. Natürlich dauert es etwas, bis sie fertig geschrieben ist. Ich bin eine Langsamschreiberin, die absolute Ruhe braucht. Und viel Kaffee! Aber dann gibt es Auftragsarbeiten mit denen stehe ich auf Kriegsfuß Dann muss ich erst einmal Fenster putzen, Wäsche waschen, Staubwischen, Bücher sortieren, Steuererklärung vorbereiten, Sport treiben, Rasen mähen, Unkraut jäten, bevor ich am Schreibtisch sitze – und mir immer noch nichts Gescheites einfällt. Romane sind anders. Bei denen entwickele ich die Figuren und einen groben Plot und beginne zu schreiben. In der Zeit sind mir meine Fenster ziemlich egal, und der Garten mutiert zum Urwald. Die Figuren leben mit mir, begleiten mich (fast) 24 Stunden. Beim Einkaufen denke ich, was würde xy nun kaufen, um mal ein Beispiel zu nennen. Wenn die Geschichte steht, überarbeite ich sie und gebe sie meinen Testlesern. Ihr Urteil ist mir sehr wichtig. Ich bin ja völlig betriebsblind und auf das Urteil von außen angewiesen. (lach) Und dann wird wieder überarbeitet …

Jo Brunner: Haben Sie andere Täter als Vorbild?

Kerstin Lange: Ich mag immer noch Agatha Christie. Sie war mein erster Kontakt zur kriminellen Welt. Das prägt. Und Hakan Nesser, Henning Mankell, Tana French, Fred Vargas, Gisa Klönne, Jutta Profijt, Elisabeth George, Martha Grimes. Ich mag psychologisch gut entwickelte Figuren, deren Handlungen nachvollziehbar sind. Ich finde, das beherrschen diese Autoren perfekt.

Jo Brunner: Was war Ihr bislang größter Coup als Schreibtischtäter? Oder kommt der noch?

Kerstin Lange: Meine bislang erfolgreichster Kurzkrimi ist „Anders-artig“. Mit ihm habe ich einen Literaturpreis gewonnen. Die Frauenzeitschrift „Maxi“ und die S. Fischer-Verlage hatten 2012 einen Wettbewerb mit dem Motto „Schöner Schein“ ausgeschrieben. „Anders-artig“ wurde aus mehr als 1000 Zuschriften als Sieger gekürt. In der Geschichte geht es um eine Frau, die als Kind schon anders war. Sie sagt Oma statt Omma. Wer mehr lesen will: Anders-artig . Das hat etwas Autobiographisches! (lach) Der Preis war ein Wochenende in einem 5-Sterne Hotel in Dublin, inkl. Flug und Abendessen. Das war eine tolle Bestätigung für mein Schreiben. Dann natürlich wird man auch immer wieder mit Absagen konfrontiert – das sollte man nicht verschweigen.

Frank Nowak: Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie Schreibtischtäterin sind?

Kerstin Lange: Die Nachbarn schauen mich etwas merkwürdig an. Und die Frau an der Fleischtheke ist besonders freundlich und zuvorkommend zu mir. (lach) Nein, mein Leben hat sich nicht sehr verändert. Wenn sich etwas verändert hat, dann bin ich es. Wer weiß, wo es noch hinführt!

Jo Brunner: Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie zu Unrecht hier sitzen und wieder frei kämen: Wo würden Sie uns als nächsten wieder über den Weg laufen, Frau Lange?

Kerstin Lange: Die nächste Lesung ist am 18.04. in Bern. „Henkersmahlzeit“ ist das Motto und gemeinsam mit drei anderen KollegInnen der Krimiszene  lese ich im Rahmen der „Criminale“. Alle Termine für Lesungen kann man auf meiner Homepage nachlesen: www.kerstinlange.com

Jo Brunner: Okay, Frau Lange, ich denke, wir haben genug gehört. Das wird für eine Beurteilung als „Patin“ in der Krimiszene reichen. Ihnen blüht sicher „lebenslänglich“. Todsicher.

* * *

Kriminalinski:  Der Meinung bin ich auch! Wir alle freuen uns, hoffentlich „lebenslänglich“ spannende Krimis aus der Feder von Kerstin Lange lesen zu dürfen. Herzlichen Dank für dieses Verhör liebe Kerstin und viel Erfolg mit deinen nächsten Projekten!

Ein todsicheres Schreib- und Lesevergnügen

Cover totsicher kleinSeit ein paar Tagen ist mein E-Book „Todsicher“ erhältlich. Es ist ein Krimisammelband, erschienen bei edition oberkassel, Düsseldorf. Das E-Book enthält insgesamt sechs Kurzkrimis und ich muss sagen, beim Schreiben der einzelnen Geschichten hatte ich mörderviel Spaß!

Für mich ist dieser Sammelband so etwas wie ein Best-Of-Album einer Rockband. Denn die Kurzkrimis waren zum Teil Beiträge zu Schreibwettbewerben, an denen ich nach wie vor sehr gerne teilnehme. Solche Wettbewerbe sind für mich immer ein willkommener Schreibanlass, bieten sie mir doch die Möglichkeit, einiges auszuprobieren. So enthält die Krimisammlung klassische Rätselkrimis, eine Neo-Noir Verbrechergeschichte und – was mir besonders großen Spaß bereitet hat – einen Hardboiled Krimi.

Ich bin so froh über diese Veröffentlichung, dass ich gerne zu den einzelnen Kurzkrimis im meinem Blog informieren möchte. Ich will die Geschichten hinter den Geschichten erzählen. Bleibt also kriminell, im besten Sinne, und verpasst nicht die nächsten Blogeinträge zu „Todsicher“.

Zum Abschluss bedanke ich mich ganz herzlich bei Bettina Szrama für die erste Rezension zu „Todsicher“! Die Autorin historischer Romane vergibt 5 von 5 Sternen und schreibt, dass sie das E-Book sogar in der Schlange beim Bäcker gelesen hat. Wahnsinn!

Im Verhör: Elke Pistor

(C) Elke Pistor Das lassen sich meine fiktiven Düsseldorfer Kommissare Jo Brunner (KHK) und Frank Nowak (KK) aus „Der Tod der alten Dame“ (E-Book, erschienen bei edition oberkassel, 2012) natürlich nicht entgehen: eine Schreibtischtäterin aus der verbotenen Stadt!

Die in Köln lebende Krimiautorin Elke Pistor befand sich kürzlich im fiktiven Präsidium zum Verhör und hat sich zu den Fragen vollumfänglich eingelassen. Lest hier das protokollierte Geständnis.

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Jo Brunner: Frau Pistor, in der Schreibtischtäter-Szene sind Sie alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Dennoch: Erzählen Sie uns etwas über sich!

Elke Pistor: Vollintegrierte Rheinlandeiflerin, Töchtermutter, Katzenjunkie, notorische Kinogängerin, studierte Kinderquälerin (Pädagogik) Schwedengattin.
Der Letztere ist es auch ‚schuld‘, dass ich zum Schreiben kam. Anlässlich meiner Mist-jetzt-bin-ich-vierzig-Krise wollte ich mir mal etwas Besonderes gönnen. Zur Auswahl standen: ein schwedischer Sprachkurs (um endlich ohne meine Tochter in Göteborg einkaufen gehen zu können) oder ein Kurs für kreatives Schreiben.
Mein Schwedisch ist immer noch auf Köttbullar-Niveau.
Seitdem ist eine Menge passiert. Aus dem Hobby ist unvermittelt ein Beruf geworden. Ich hab gefunden, wonach ich nie gesucht habe und bin angekommen. Das ist eine wunderbare Sache, wenn auch nicht einfach.

Frank Nowak: Die Liste Ihrer „Taten“ ist lang. Wollen Sie nicht reinen Tisch machen?

Elke Pistor: 2009 erschien der erste Kurzkrimi. ‚Für den Wind und die Vögel‘, der gleichzeitig die Geburt meiner Kommissarin Ina Weinz war. Seitdem sind es 17 Kurzkrimis in Anthologien, ein Mystery Thriller um den Kölner Dom und drei Eifel-Krimis. Die Krimis spielen alle in und um meinem Geburtsort Gemünd, der heute mitten im Nationalpark Eifel liegt. Im neuesten Band »Eifler Zorn« gibt es neben dem aktuellen Handlungsstrang einen historischen, der sich mit einem sehr hässlichen Teil der Gemünder Geschichte beschäftigt.
Die nächsten drei Romane warten in den Startlöchern. Für den Herbst dieses Jahres steht »Kraut & Rübchen« an – ein bitterböser und schwarzhumoriger Krimi um eine Journalistin, die entdeckt, dass ihre Ahnin eine ausgesprochen beliebte Massenmörderin war. Im Frühjahr 2014 schicke ich Ina Weinz im Eifler Neid in die vierte Runde und ein Manuskript, das ich gerade beendet habe, ist für Ende 2014 oder Anfang 2015 geplant.
Ich muss also noch ein wenig in die Tasten hauen.

Frank Nowak: Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine „Tat“ planen?

Elke Pistor: Die Kurzkrimis sind meist Auftragsmorde. So ein Mord in einem hübschen (Themen-) Umfeld macht sich doch immer gut. In diesen Fällen lasse ich mich von der Aufgabe inspirieren und lasse meinen gemeinen Gedanken freien Lauf. Ich mag die Kurzkrimis sehr. Eine komplette Story auf wenigen Seiten zu erzählen, ist eine echte Herausforderung.
Bei den Büchern ist es meist ein konkreter Auslöser, der den Stein ins Rollen bringt.  Beim Eifler Zorn war es der Abriss eines alten Herrenhauses, den ich zufällig beobachtet habe und bei dem ich dachte ‚Wie klasse, die finden da jetzt eine Leiche.‘ Danach kann ich nicht mehr zurück. Die Geschichte wächst in meinem Kopf, ich brüte, wende und drehe. Irgendwann bringe ich alles auf Postits. Wenn alle Postits wieder weg sind, ist das Buch fertig.
Vor und während des Schreibens recherchiere ich: Vor Ort, mit Fachmenschen und aus Büchern. Das ist einer der Vorzüge unseres Berufes – man wird nicht dümmer dadurch. UND man kann allen möglichen Menschen sehr unkompliziert auf die Pelle rücken, ohne für seine Neugierde seltsam angesehen zu werden.
Bevor ich das Manuskript an den Verlag schicke, muss es noch die Testleserprüfung bestehen. Wenn die erst ihren Senf und dann ihr OK gegeben haben, darf es in die Welt.

Jo Brunner: Was war Ihr bislang größter Coup als Schreibtischtäter? Oder kommt der noch?

Elke Pistor: Für mich ist immer das Buch, an dem ich gerade arbeite, mein ‚größter Coup‘. Ich versuche meine Arbeit ständig zu verbessern, neue Dinge zu lernen. Sowohl was das Schreibhandwerk und die Sprache angeht, als auch mein Wissen zu den Sachthemen.  Ich bin, was das angeht recht gnadenlos und streng und nicht immer nett mit mir selbst.

Frank Nowak: Sie sollen ja auch im Bereich der Mittäter-Weiterbildung aktiv sein. Also raus mit der Sprache: Was machen Sie da genau?

Elke Pistor: Da bin ich gnadenlos, streng und nicht immer nett mit anderen.
Soll heißen, ich habe ein Stück meines alten ‚anständigen‘ Berufes – Erwachsenenbildnerin – herübergerettet und gebe Schreibseminare zum Thema Krimi in Kurz- und Langform. Darüber hinaus biete ich Infos rund ums Thema Lesung »Von Akquise bis Zugabe« und zum Autorenmarketing »Den Baum vor lauter Wald …« an. Diese Seminare  können bei den jeweiligen Veranstaltern oder über meine Homepage gebucht werden. Im April steht zum Beispiel der Vortrag »Von Akquise bis Zugabe« bei der edition oberkassel Akademie in Düsseldorf an.

Jo Brunner: Letzte Frage, Frau Pistor: Sie dürfen 3 Bücher mit in die „einsame Zelle“ nehmen. Welche wären das?

Elke Pistor: Ronald B. Tobias: 20 Masterplots (wegen der Inspiration) ; Otfried Preussler: Krabat (wegen der Sprache und der Poesie); Das große Loriot Buch (das weiß jeder selbst, warum)

Jo Brunner: Okay, Frau Pistor, ich denke, wir haben genug gehört. Das wird für eine Beurteilung als „Patin“ in der Krimiszene reichen. Ihnen blüht sicher „lebenslänglich“. Todsicher.

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Kriminalinski: Der Meinung bin ich auch! Wir alle freuen uns, hoffentlich „lebenslänglich“ spannende Krimis aus der Feder von Elke Pistor lesen zu dürfen. Herzlichen Dank für dieses Verhör und viel Erfolg mit deinen nächsten Projekten, Elke!